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Masterstudiengang Advanced Nursing Practice (ANP): Pioniergeist für eine exzellente evidenzbasierte Pflege

Im April 2022 soll der berufsbegleitende Masterstudiengang Advanced Nursing Practice (ANP) M.Sc. an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften starten. Darüber, was Interessierte bei der zukunftsweisenden Weiterqualifizierung erwartet und welche Vorteile diese bietet, haben wir mit dem Team des Studiengangs an der Johanniter-Hochschule gesprochen: Prof. Dr. Karen Pottkämper (Leitung), Prof. Dr. Marisa Przyrembel und Prof. Dr. Meggi Khan-Zvorničanin.

 

An wen richtet sich der neue ANP-Masterstudiengang?

Prof. Dr. Karen Pottkämper: An Pflegefachkräfte mit einem Bachelorabschluss, die sich weiter qualifizieren möchten und auch weiterhin in der direkten Versorgung tätig sein wollen. Anders als in der Pflegepädagogik und im Pflegemanagement geht es hier auch um patientennahe Aufgaben. Dieser Studiengang ist somit ideal für Pflegepraktiker/-innen, die ihre bereits erworbenen (pflege-)wissenschaftlichen Fähigkeiten und Kenntnisse berufsbegleitend erweitern und vertiefen wollen.

Prof. Dr. Meggi Khan-Zvorničanin: Gleichzeitig ist es uns wichtig zu betonen: obschon die patientennahen Aufgaben und Fragestellungen thematisch im Vordergrund stehen, können Pflegeprofis mit dem ANP-Master auch in ganz anderen Bereichen arbeiten, beispielsweise in einem Fachbuchverlag, in der Forschung, als Referent/-in einer Stiftung oder Fachgesellschaft etc. Da stehen den Masterabsolvent/-innen zahlreiche Wege offen.

Können Sie ein paar Beispiele nennen, welche Aufgaben- und Tätigkeitsbereiche sich mir ganz konkret eröffnen, wenn ich den ANP Master absolviert habe?

Prof. Dr. Marisa Przyrembel: Den ANP-Absolvent/-innen eröffnet sich tatsächlich ein sehr breites Aufgabenspektrum. Allgemein können Sie mit dem Abschluss natürlich auf Stationen oder in bestimmten Abteilungen und Bereichen von Krankenhäusern und Kliniken evidenzbasiert arbeiten und den Wissenstransfer in die Praxis sicherstellen. Dies gilt auch für bereichsübergreifende Konsiliardienste oder ambulante Praxen und Versorgungszentren, wo Sie als ANP-Expert/-in in interdisziplinären Teams zum Beispiel das Medikamentenmanagement, Diabetes-Sprechstunden oder Screenings verantworten.

Prof. Dr. Karen Pottkämper: Darüber hinaus gibt es viele unterschiedliche Spezialisierungen im ANP-Bereich. Wir unterscheiden die Aufgabenfelder nach krankheits-, zielgruppen-, verfahrens- und pflegephänomenspezifischen Ausrichtungen.

Was sind für diese Anwendungsfelder jeweils konkrete Beispiele?

Prof. Dr. Meggi Khan-Zvorničanin: Krankheitsspezifisch ist hier zum Beispiel das Berufsbild der ANP-Brustkrebs (Brest Care Nurse) zu nennen. ANP-Expert/-innen sind aber auch im Bereich der Kinderonkologie, Schlaganfallversorgung, der Herzerkrankungen – oder hier auch spezifisch für Kinderherzerkrankungen – gefragt sowie mit Spezialisierung für Suchterkrankungen, für Frühgeborene oder für die palliative Versorgung.
Zielgruppenspezifisch geht es insbesondere um vulnerable Zielgruppen, bei denen ANP-Expertise von Vorteil ist, zum Beispiel multimorbide und/oder chronisch kranke Menschen mit komplexen sozialen Problemlagen, Patient/-innen und Angehörige mit erhöhtem Anleitungs-, Informations- und Schulungsbedarf aufgrund von Beeinträchtigungen und/oder fehlenden Sprachkenntnissen. Auch für die Begleitung von Eltern mit schwer- und/oder mehrfach behinderten Kindern spielen ANP-Kompetenzen eine wichtige Rolle.
Verfahrensspezifisch bedeutet, dass ANPler/-innen auch komplexe Versorgungsverfahren übernehmen können, zum Beispiel bei Patient/-innen mit Herzschrittmachern, Defibrillatoren oder beim Einsatz der ECMO (Organersatzverfahren), der ambulanten Beatmung, Dialyse etc.
Pflegephänomenspezifisch eröffnen sich mit dem ANP-Master spezialisierte Rollen für  Themen wie Schmerz, Delir, Dekubitus, Inkontinenz, Stoma, Wunden, Ernährung, Demenz etc.

 

Was unterscheidet den ANP-Master an der Akkon Hochschule von anderen ANP-Programmen?

Prof. Dr. Karen Pottkämper: An der Hochschule der Johanniter-Unfall-Hilfe haben wir bereits mehrjährige Erfahrung durch den Bachelorstudiengang Erweiterte Klinische Pflege und ein starkes interdisziplinäres Professor/-innenteam. Unser Fokus im ANP-Master liegt auf der Beratung von Patient/-innen bzw. ihren Angehörigen und der Implementierung von aktuellen Erkenntnissen aus der Wissenschaft in die Praxis mit Konzepten wie Evidence based Nursing (EBN), Quality Improvement und Implementation Science. Wir fördern jedoch nicht nur die pflegewissenschaftlichen, sondern auch die persönlichen und sozialen Kompetenzen der Studierenden. Die Entwicklung individueller Ressourcen sowie ein großes Augenmerk auf achtsames, selbstfürsorgliches Handeln sind uns wichtig.

Die Themen Selbstfürsorge, mentale Gesundheit und Achtsamkeit spielen eine zentrale Rolle in dem Masterstudiengang. Warum – und was heißt das ganz konkret?

Prof. Dr. Marisa Przyrembel: Mentale Gesundheit wird durch selbstfürsorgliches Verhalten aufrechterhalten. Das ist unabdingbar in Berufen, in denen Menschen jeden Tag nah an Leid, Schmerz, Sterben und Tod „dran“ sind. Bei diesen Herausforderungen, gepaart mit täglichem Stress, benötigen die Pflegenden einen klaren Kopf und Fingerspitzengefühl. Im ANP-Master spielt dieses Bewusstsein und die empirische Datenlage dazu eine zentrale Rolle. Zur Wirksamkeit von achtsamkeitsbasierten Verfahren auf die mentale Gesundheit gibt es inzwischen gute Meta-Analysen aus dem Bereich Pflege. Darin sehen wir: Teilnehmende an Achtsamkeitstrainings schildern seltener Symptome von Burn-out, die emotionale Erschöpfung nimmt im Schnitt ab. Im Gegenzug erlebten sich die Teilnehmenden als zufriedener und leistungsfähiger. Ebenso können Symptome von Angst oder Depression zurückgehen. Wenn das Wohlbefinden steigt, profitieren neben den Pflegenden selbst natürlich die Patient/-innen. In Achtsamkeit geschulte Teams arbeiten konzentrierter, zugewandter und können mitfühlender agieren. In unserem ANP Master fließen diese Erkenntnisse systematisch ein und wir vermitteln unseren Studierenden diese Themen in lebendigen und praxisnahen Formaten, in denen viel geübt wird.

Apropos Üben: Sieht der ANP-Master eigentlich auch ein Praktikum vor?

Prof. Dr. Meggi Khan-Zvorničanin: Der Master sieht kein Praktikum vor, aber ein Forschungs- oder ein Praxisprojekt über mehrere Semester. Im Rahmen eines Praxisprojekts werden Konzepte oder Maßnahmen zur Praxisverbesserung entwickelt, implementiert und im Hinblick auf Implementierungsergebnisse ausgewertet. Dagegen zielt ein Forschungsprojekt darauf ab, die pflegewissenschaftliche Forschung inhaltlich und methodisch voranzubringen. Wir beraten und unterstützen unsere Studierenden dahingehend, möglichst solche Themen und Fragestellungen zu bearbeiten, die sie persönlich besonders spannend und praxisrelevant finden. So stellen wir sicher, dass die Motivation während der semesterübergreifenden Bearbeitungszeit erhalten bleibt.

 

Welche Voraussetzungen sind erforderlich, um den ANP-Master an der Akkon Hochschule beginnen zu können?

Prof. Dr. Marisa Przyrembel: Sie benötigen einen Bachelorabschluss – mit einer Abschlussnote von 2,3 oder besser – in einem pflegerelevanten Bereich und eine mindestens einjährige Berufserfahrung in der pflegerischen Praxis.

Haben Bachelorabsolvent/-innen des Studiengangs Erweiterte Klinische Pflege B.Sc. Vorteile und gilt auch für Sie der Numerus Clausus?

Prof. Dr. Marisa Przyrembel: Der Numerus Clausus gilt selbstverständlich für alle – ganz gleich an welcher Hochschule oder Universität Sie Ihr Studium abgeschlossen haben. Studierende, die an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften bereits einen Bachelor in einem Pflegestudiengang erworben haben, erhalten allerdings einen Rabatt von 10 Prozent auf die gesamte Studiengebühr.

Den Bachelorstudiengang Erweiterte Klinische Pflege B.Sc. bietet die Akkon Hochschule ja mit zahlreichen verschiedenen Schwerpunkten an. Kann man beim ANP-Master ebenfalls Schwerpunkte wählen?

Prof. Dr. Meggi Khan-Zvorničanin: Ein Schwerpunkt kann auch im Master (weiter-)verfolgt werden, indem dieser im Forschungs- bzw. Praxisprojekt vertieft und erweitert werden kann. Ebenso können Sie durch die Wahl des Themas für Ihre Masterarbeit einen individuellen Schwerpunkt setzten. Auf diese Weise knüpft der Masterstudiengang optimal und sehr flexibel an die Spezialisierung aus den EKP-Studiengängen bzw. die persönlichen Interessen und Weiterbildungsziele an.

Warum lohnt es sich für Pflegeprofis, nach dem Bachelor auch noch den Master zu machen?

Prof. Dr. Karen Pottkämper: Die Qualifikation, die Pflegefachkräfte mit einem ANP-Master mitbringen, wird auf dem Weg zu einer exzellenten Pflege dringend benötigt. Im deutschsprachigen Raum sind Sie mit einem Masterabschluss Pionier/-in für ANP-Rollen in der Gesundheitsversorgung nach internationalem Vorbild. Außerdem können Absolvent/-innen neben erweiterten und verantwortungsvolleren Aufgaben auch Leitungs- und Forschungsstellen in der Pflege, in Unternehmen oder in der Pflegepolitik übernehmen. Mit einem erfolgreichen Masterabschluss können Sie zudem promovieren und eine wissenschaftliche Laufbahn an Hochschulen und Forschungseinrichtungen einschlagen.

Lohnt es sich, den Arbeitgeber auf eine finanzielle Unterstützung anzusprechen?

Prof. Dr. Karen Pottkämper: Auf jeden Fall! Denn auch für Arbeitgeber ist es attraktiv, gute Fachkräfte zum Beispiel über die Unterstützung eines berufsbegleitenden Studiums, an ihre Häuser zu binden. Wir freuen uns auch immer sehr, wenn Personalverantwortliche direkt mit uns in Kontakt treten. Hieraus sind in der Vergangenheit bereits gute Kooperationen zwischen Kliniken und unserer Hochschule entstanden.

Wie können sich Absolvent/-innen denn nach ihrem erfolgreichen Abschluss nennen?

Prof. Dr. Karen Pottkämper: Absolvent/-innen des Studiengangs Advanced Nursing Practice sind ausgewiesene Expert/-innen für die Pflegepraxis und die Pflegewissenschaft und damit akademische Spezialist/-innen auf international anerkanntem Masterniveau. Mit „Advanced Practice Nurse“ bzw. „Advanced Nursing Practitioner“ gibt es unterschiedliche Personenbezeichnungen, die häufig synonym verwendet werden. Darüber hinaus ist in einigen Kontexten auch die Bezeichnung „Clinical Nurse Spezialist (CNS)“ üblich. Leider ist ANP kein geschützter Begriff und wird sehr unterschiedlich verwendet. Daher empfehlen wir bei diesen Bezeichnungen immer genau hinzuschauen, was damit gemeint ist bzw. welche Qualifikation tatsächlich dahintersteht. Fest steht: unsere ANP-Absolvent/-innen zeichnen sich weniger durch eine Bezeichnung, sondern vielmehr durch ein beeindruckendes Kompetenzportfolio aus, das sie mit ihrer Masterurkunde offiziell und differenziert belegen können.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

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Die Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin